In letzter Zeit schlaf ich schlecht. Und habe die seltsamsten, verwirrenden Träume.
Und das kommt so:
Es war einmal eine kleine Stressmacherin. Diese lief fröhlich in einer magischen Rauhnacht durch einen Zauberwald, in der der Mond durch den Wald glitzerte und die Sterne am Himmel funkelten. Die kleine Stressmacherin war glücklich. Hie und da zündete sie ein Räucherstäbchen an und verfiel in Staunen, wenn sie eine besonders schöne Pflanze entdeckte, mit der sie auf wundersame Weise sogar sprechen konnte.
Schließlich gelangte sie an einen See und bewunderte sich in einem Spiegelbild. Sie war völlig zufrieden und eins mit der Welt.
„Kleine Stressmacherin“, sagte die kleine Stressmacherin, „du bist am schönsten, wenn du du bist! Was brauchst du denn mehr auf der Welt?“ Schlagartig wurde ihr bewusst, welch Glück sie mit ihrem Leben hatte und wie begünstigt sie war. Sie beschloss, ab nun besonders gut auf sich zu achten. „Schau gut auf dich, kleine Stressmacherin“, befahl sie sich selbst in strengem und doch liebevollem Ton. „Trau dich, ganz Stressmacherin und frei zu sein und lass endlich zu, was dich groß macht, damit du bald eine große Stressmacherin bist!“
Vergnügt spazierte sie weiter und war sich sicher, den Stein der Weisen entdeckt zu haben.
Auf ihrem Weg begegnete ihr neben zauberhaften Geschöpfen des Waldes alsbald ein gar wundersames Paar. Der Größere der beiden trug eine ernsthafte und bedachte Miene zur Schau und der kleinen Stressmacherin kam sogleich der Gedanke, dass dies wohl ein bedeutender Forscher sein müsse. An seiner Seite wandelte eine wahre Lichtgestalt mit wunderschön blondem Haar, die eine besondere Aura ausstrahlte. Die beiden grüßten kurz, waren aber völlig in ihr Gespräch vertieft. Das blonde Geschöpf hielt dennoch einen Augenblick inne, berührte die kleine Stressmacherin kurz an der Schulter und sagte mit leiser Stimme: „Weißt du, im Prinzip, kleine Stressmacherin, ist alles mühelos!“
Ein seltsames Gefühl der Ruhe überkam die kleine Stressmacherin. Ja, sie wusste, alles hatte schon seine Richtigkeit hier in dieser magischen Rauhnacht.
Doch als sie so weiterlief, bemerkte sie plötzlich, dass eine diffuse Unruhe sie überkam, die sich rasch verstärkte. Sie ging schneller und schneller. Bald schon raste sie förmlich dahin.
Dann kam die kleine Stressmacherin an einer Lichtung vorbei, in der ein Trupp von Männern Lager machte. Ein wundervoller Duft stieg ihr in die Nase und augenblicklich bekam sie großen Hunger. Ein großer Mann, gewandet wie ein Ritter, aber doch seltsam heutig in seinen Gebärden, kam freundlich auf sie zu. Irgendwie wirkte er wie ein Troubadour.
„Kleine Stressmacherin!“, rief er, „Halt ein! Du siehst müde aus. Raste bei uns. Wir braten gerade ein köstliches Spanferkel und du bist herzlich eingeladen, mit uns zu speisen!“
Eine kleine Pause konnte wohl nicht schaden, meinte die kleine Stressmacherin und setzte sich zu der ritterlich aussehenden Truppe. Doch nach gefühlten Stunden, vielleicht waren es auch nur Sekunden, sprang sie wieder auf. Ein Ritter drehte und drehte gemütlich das Spanferkel am Feuer. Ob es je fertig werden würde?
„So lange habe ich nicht Zeit!“, entschuldigte sie sich im Weglaufen. „Ich muss weiter, ich muss weiter. Ich muss es doch finden!“
Und so setzte sie ihren Weg fort und hörte nicht mehr darauf, dass der freundliche Ritter ihr nachrief, dass sie doch mit ihnen mitreiten könnte, und so viel schneller wäre. Auch sie wären doch auf der Suche nach dem …
Sie gelangte an eine dunkle Schlucht und erschrak, als plötzlich eine Gestalt aus der Dunkelheit auf sie zu kam.
„Ich bin die Fee der Dunkelheit“, sprach sie mit sonorer Stimme. „Und ich habe genau gesehen, dass die blonde Wortkünstlerin dich an der Schulter berührt hat. Du hast deinen Distanzkreis somit verlassen und bist nun auf alle Zeiten dazu verdammt, es zu suchen.“
„Aber was, was soll ich suchen?“, rief die kleine Stressmacherin völlig verzweifelt. „Ich irre schon so lange herum, ich weiß, ich muss es finden, aber ich weiß nicht was!“
„Nun“, sprach die Fee der Dunkelheit, „wenn du es nicht findest, wirst du nie zu Ansehen gelangen und dein Status wird immer der einer kleinen Stressmacherin bleiben. Weil du aber nicht gleich Reißaus genommen hast, wie viele das tun, wenn sie mich erblicken, will ich dir eine kleine Hilfe geben. Der Ritter, dessen Mahl du abgelehnt hast, kennt die Antwort!“
Die kleine Stressmacherin war erleichtert, das war einfach, so viele Ritter würden ja nicht im Walde herumlaufen und …
In diesem Moment jagte ein junger, schlanker, türkisfarben gekleideter Mann gehetzt an ihr vorbei.
„Wohin des Wegs“, wollte die kleine Stressmacherin fragen, doch da war er schon lang vorüber.
„Sebastian heiß ich! Sebastian!“, rief er nur zurück. „Merk es dir! Ich muss weiter, ich bin noch nicht angekommen. Mein Weg hat erst begonnen!“
Und bevor sie auch nur fragen konnte, wohin er eilte, war er bereits entschwunden.
Plötzlich vernahm sie ein seltsames Raunen, von dem sie nicht wusste, woher es kam … Es wurde lauter und lauter und wuchs sich in ein bedrohliches höllisches Knurren aus, das sich schließlich in ein gleißendes Bild und vom diesem in ein Wort verwandelte.
„Bestseller! Wir machen nur noch Bestseller!“
In diesem Augenblick wachte die kleine Stressmacherin auf und sah ihren schlafenden Gemahl an, der mit dem Verlagsprogramm auf dem Kopf neben ihr eingeschlafen war und ebenfalls träumte …
Und wer wissen will, wovon die kleine Stressmacherin träumte, der darf es selbst herausfinden: www.goldegg-verlag.com