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Allgemein Alltag im Hause Stressmacherin

Viele haben einen Schweinehund – ich hab natürlich zwei …

Viele haben einen Schweinehund – ich hab natürlich zwei …

Wenn die Tage wieder heller werden, ruft es in uns nach mehr Bewegung. Oder auch nicht.

Riiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiinggggg!!

Was? Wie? Hilfe! Was war das?

Ach so, der Wecker. Mistding. Wer stellt den auch auf dreiviertel sechs Uhr? Morgens! Wer? Wer?

„Kümmere dich nicht darum, das war ein Versehen. Lass dich nicht stressen. Siehst du, es ist noch ganz dunkel draußen. Schlaf noch ein bisschen. Das tut dir gut, und du brauchst ja die Kraft.“

Das klingt sehr vernünftig. Wer spricht da? Verschwommen nehme ich eine kleine Kreatur am Bettende wahr. Hm. Sieht nett aus, große treuherzige Augen, riesige Ohren, süßer Rüssel, große Hamsterbacken, kleines Bäuchlein. Liebenswert. Gemütlich.

Oh! Gemein! Klarer Fall von Schweinehund.

„Nichts daaaa! Raus aus den Federn! Hopp, hopp, hopp! Du kannst den Frauenlauf gewinnen! Das ist sicher. Du bist pfeilschnell. Hat sogar Autor und Extremläufer Norman Bücher gesagt. Na gut, hat er nicht. Würde er aber, wenn er wüsste, dass du potenzieller Pfitschipfeil bist.“

Gaaaaah?!! Was ist das? Es ist rieeeesig. Es ist häääässlich! Es sieht aus wie der liebe nette Schweinehund, allerdings in der Böse-Variante. Wie bei Spiderman.

Dark-Spider-Piggy! Au zwick! Was will der?

Und da! Noch einer! Unter der Decke, er bewegt sich! Hilfe!
Ach so, nein, Fehlalarm. Ist das Ehegespons. Das will aber auch, dass ich die Wohnung zwecks Lauftrainings verlasse. Böse Zweckschaft!

„Es ist aber ganz dunkel draußen!“, beharrt der süße Schweinehund. Ich sag ja, der ist vernünftig, der Sweety.

„Nichts da! Das ist nur die Jalousie“, entgegnet Spider-Piggy mit hämischem Grinsen.

„Und es ist sooo kalt!“, wendet Sweety nun ein.

„Nichts da! Es gibt passende Felle!“ ,  unbeirrbar und hartnäckig dieses Spider-Piggy.

Na gut. Gehe ich eben die Welt retten. Laufen, meine ich. Ist ja sicher irgendwie wichtig für die Welt. Ob ich jetzt beim Fünfkilometerlauf nach 35 oder 36 Minuten ins Ziel komme …

„Du hast klar die völlig falsche Einstellung!“, weist mich Spider-Piggy scharf zurecht. „So wirst du nie den Frauenlauf gewinnen! Niemals, niemals, niemals!“

„Papperlapapp!“, mischt sich Sweety liebenswürdig ein. „Darum geht es doch! Das braucht sie gar nicht. Sie soll sich ausruhen. Sie hat eh immer so viel Stress. Ausschlafen ist viel wichtiger. Gesunder Schlaf, Erholung, Entspannung, das macht gesund und fit! Also troll dich, du Troll!“

Ganz meine Meinung. Habe ich schon erwähnt, dass Sweety äußerst vernünftig ist und eindeutig die besseren Argumente hat? Aber, hm, nun ja, vielleicht kann ich doch gewinnen? Ich meine, von Norman Bücher hätte am Beginn seiner Karriere auch niemand geglaubt, dass der mal eben 250 Kilometer – oder waren es 600? – durch den Dschungel rennt.

Also los, auf zum Training. Ich werde dem Schweinehund, der mich dauernd zurückhält, keine Aufmerksamkeit mehr schenken! Woher kommt der überhaupt? Kennt den einer?

Ich kann es schaffen, ich kann es schaffen! Spider-Piggy hat doch recht. Das ist positiver Stress. Das tut mir gut. Ich werde gewinnen, ich werde alle überholen, ich renne wie ein Schneider … (Warum eigentlich Schneider?)

Haa, haaa, ich bin toll, ich bin toll, ich bin …

Hm … langsam. Also schon schnell, im Vergleich zu den Jahren, in denen ich nicht gelaufen bin.
Aber nicht wirklich schnell. Vielleicht gewinne ich doch nicht den Frauenlauf. Kann schon sein. Aber andererseits: Ich muss ja auch nicht. Wozu also der Stress?

„Nur nicht aufgeben! Gleich noch mal. Hopp, hopp! Solange du noch atmen kannst, hast du nicht alles aus dir rausgeholt!“, schimpft Spider-Piggy. Aua! Gemeinheit! War das ein Elektroschocker?

„Jetzt ist Schluss! Du musst dich schonen! Hör nicht auf den bösen Troll!“ Sweety geifert ausgesprochen unsweet zurück und sieht selbst plötzlich bedrohlich aus. „Du machst sie doch kaputt, wenn du sie so unter Druck setzt!“

„So geht es aber nicht! Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben, nur der schnelle Läufer fängt das Band, ohne Fleiß kein Preis, und wer nicht wagt, der nicht gewinnt!“, trumpft Spider-Piggy auf.

„Aber in der Ruhe liegt die Kraft! Alles Gute kommt sowieso von oben und wer nur mehr wagt, der spinnt!“, plustert sich Sweety triumphierend auf.

Und ich? Ich. Stehe. Zwischen. Zwei. Sich. Streitenden. SCHWEINEHUNDEN!

Bin ich jetzt vollkommen ausgetickt? Gar schizophren oder multipel? Wobei, das wäre praktisch, da könnte ich gleichzeitig schlafen und trainieren. Vielleicht wache ich aber auch auf und bin in einer Anstalt? Wie in dem Film „Identity“? Und dann bin ich womöglich nicht smart und fesch wie John Cusack nur in weiblich, sondern ein unansehnlicher, völlig verrückter Schweinehund?!

Warum habe ich überhaupt zwei Schweinehunde, bitte? Jeder hat nur einen Schweinehund, das ist bekannt.
Wieso hab ich zwei? Wieso?<
Und warum hauen die sich jetzt?

Beschließe, dass ich mit denen nichts zu tun haben will und überlasse sie ihrem Gezänke, mache mir erst mal Frühstück und schnappe mir das Buch „Psychisch fit wie nie zuvor“. – Nur zur Sicherheit.

Obwohl: Geistig bin ich total gesund. Ganz sicher.

Wer lacht da?

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Anti-Stressmacherinnen-Produkte

Stressmacherin sucht den perfekten Laufschuh

Stressmacherin sucht den perfekten Laufschuh

Liebe Stressmacherinnen und Stressmacher,

seid Ihr eigentlich sportlich?

Oder mehr so wie ich: Damals … bin voll schnell geschwommen, gelaufen etc. Berichtet also von sportlichen Erfolgen aus der Steinzeit. Aber man könnte ja wieder. Wenn man wollte. Und täte…

Ich sag euch aber was: Wenn der Stress abnimmt, erwacht plötzlich auch das Verlangen nach körperlicher Aktivität. Selbstverständlich braucht man aber schöne Motivation wie zum Beispiel neue Laufschuhe. Die machen einen schon schneller, wenn man sie nur anhat.

Überzeuge also den besten Ehemann von allen, an sportlicher Einkaufsmission teilzuhaben. Der freut sich …

Stürme in erstbestes Geschäft. Ein Laufschuh ist ja fast wie eine Ehe: man muss wirklich gut zueinander passen, sonst funktioniert das gar nicht und man verliert die Lust an gemeinsamen Aktivitäten. Und das ist der Anfang vom Ende. Also höchst wichtig.

Und kaum habe ich den Laden betreten sehe ich ihn schon! DAAAA ist er. Leuchtet in zartem Orange. Sieht auch robust aus. Etwas hoch zum Schnüren vielleicht. Bin begeistert.

Verkäufer schon zur Stelle. Sieht mich aber argwöhnisch an, während ich im Geschäft probeweise hin und her laufe.

„DAS. IST. EIN. BERGSCHUH“, sagt er dezidiert langsam.

Oh.

Deshalb so hoch. Peinlich.

„Ich weiß“, gebe ich hoheitsvoll zurück. Tarnung ist alles. „Sie sollten mal sehen, wie schnell ich bin. Am Berg. Hinauf und hinunter.“ Bin in der Tat selbst sofort davon überzeugt. Entstamme schließlich einer gerissenen Familie von Schmugglern an der Grenze Italien/Schweiz. Die mussten schon Berufs wegen rasch sein. Liegt also bestimmt in den Genen.

Demonstriere auf der Stelle auch noch rasche Bewegungen mit Wanderstöcken. Auf und ab und auf und ab. Komische kleine Frau schreit mich empört an. Hab sie eh nicht getroffen. Soll sich nicht so anstellen.

Aber gut. Laufschuhe also.

Jetzt hab ich ihn. (Schaue vorher genau. Ja, da steht groß drüber Laufschuhe.) Sehr schön. Leuchtet orange. Wie der hinterlistig getarnte Bergschuh. Aber ehrlich. Ist eindeutig identifiziert. Bin verliebt. Das ist er. Sehe langjährige gemeinsame Läuferkarriere.

Elmar meint: „Die sind dir doch viel zu groß.“

„Unsinn“, belehre ich ihn. Laufe ja schon lange genug. Immer wieder halt. „Die müssen größer sein. Das gehört so.“ Schlüpfe begeistert hinein.

„Das ist Größe 46!“ unbegeisterbarer, unbelehrbarer Ehemann. Brauche eben dicke Socken.

„DAS. IST. EIN. MÄNNER-LAUFSCHUH“, indigniert sieht mich der Verkäufer an.

Strafe ihn auf der Stelle mit sehr männlichem  Gesichtsausdruck. Der kann überhaupt nicht wissen, ob ich nicht ein Mann bin. So was Voreingenommenes, Diskriminierendes. Verbannt mich in Frauenlaufecke. Wie im Kindergarten. Da durfte ich allerdings nie in die Puppenecke. Weil ich immer zu spät kam. Weil. (Aber das steht näher in meinem Buch …)

Probiere etwa 27 Laufschuh-Sorten durch. Nein. Keine passt.

„PROBIEREN SIE DIE“, befiehlt strenger Verkäufer.

„Die passen nicht“, widerspreche ich widerspruchslustig.

„Wieso nicht?“

„Die sind rosa.“ Ich bin kein Rosa-Lauftyp. Ich bin überhaupt niemals nicht rosa.

„Die passen!“, befiehlt Verkäufer unbeeindruckt. Suche Elmar. Hat sich verkrümelt. Bin ihm wohl peinlich.

Aber: Na ja. Die passen. Schön, angenehm Platz genug. Kann mit den Zehen wackeln. Was wichtig ist, wie zumindest alle Pippi-Langstrumpf-Leserinnen wissen. Sprinte im Geschäft herum.

„Die passen“, teile ich Verkäufer mit. Hat sich verkrümelt. Bin ihm wohl ebenfalls peinlich.

 

Gehe auf der Stelle laufen.

Mist. Es regnet …